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Emanuel
Geibel 1815-1884
Deutscher Dichter aus
Lübeck, ein Poetischer
Rundgang
durch
sein Dichterisches Werk
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Rühret
nicht daran
Wo still ein Herz voll Liebe glüht,
O rühret, rühret nicht daran!
Den Gottesfunken löscht nicht aus!
Fürwahr, es ist nicht wohlgetan.
Wenn's irgend auf dem Erdenrund
Ein unentweihtes Plätzchen gibt,
So ist's ein junges Menschenherz,
Das fromm zum ersten Male liebt.
O gönnet ihm den Frühlingstraum,
In dem's voll ros'ger Blüten steht!
Ihr wisst nicht, welch ein Paradies
Mit diesem Traum verloren geht.
Es brach schon manch ein starkes Herz,
Da man sein Lieben ihm entriss,
Und manches duldend wandte sich,
Und ward voll Hass und Finsternis;
Und manches, das sich blutend schloss,
Schrie laut nach Luft in seiner Not,
Und warf sich in den Staub der Welt;
Der schöne Gott in ihm war tot.
Dann weint ihr wohl und klagt euch an;
Doch keine Träne heißer Reu
Macht eine welke Rose blühn,
Erweckt ein totes Herz auf's neu.
Emanuel
Geibel 1815-1884
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