So viele Möglickeiten
... und dann gibt es wieder zwei Möglickeiten! Entweder... oder...
Eine Freundin konnte daraus einen Roman machen - und die ganze
Abteilung zu Tode langweilen.
Dabei hatte sie nicht einmal Recht. Denn längst habe ich erfahren,
es gibt sogar drei Möglichkeiten! Und danach ist endgültig
Schluss...
Dabei denk ich an eine Kollegin. Erste Stufe der
Möglichkeiten: Ich höre mir ihre Klagelieder an... Klaglos,
stumm, Beifall nickend...
Bis ich eines Tages die Nase voll habe, und, sozusagen aus Notwehr, selber zu klagen beginne. Das schreckt sie kein bisschen. Im Gegenteil, ich liefere das Wasser für ihre Mühlen.
Eines schönen Tages, des gegenseitigen Klagens müde, setze ich Stufe drei in Gang.
Ich klage einfach nicht mehr - und wenn immer ich zu Wort komme,
erzähle ich von meinen Erfolgen, was ich doch für Glück
habe, wie gut es mir geht. Überhaupt und im Besonderen.
Jetzt weiß ich schon lang nicht mehr, geht es ihr gut oder nicht. Jedenfalls kommt sie nicht mehr vorbei. Und das ist eigentlich schon die vierte Möglichkeit. Hab ich mich am Ende wohl doch verzählt.
Gefühl und Hilflosigkeit
Heute morgen hatte ich ein interessantes
Gespräch mit meiner Nachbarin. Es ging darum, dass wir beide
dazu neigen, in Krisensituationen in Gedanken in die Vergangenheit
abzudriften. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn wir dabei ein
paar angenehme Dinge entdecken würden. Doch wir waren beide
nicht gern Kind. Unsere Erinnerungen ranken sich meistens um
Erlebnisse, die wir viel lieber vergessen würden. Mir kommen
dann die Worte von Hermann Hesse in den Sinn. Auch er war kein
glückliches Kind. Am schlimmsten fand er die Tatsache, dass er
als Kind zwar alles mitbekam, aber
keine Möglichkeit sah, sich mitzuteilen. Viele Erwachsene
scheinen zu glauben, ein Kind habe noch keinen Verstand und
darum nur begrenzte Empfingungen. Dabei fehlen ihm nur die Worte. Ich
erinnere mich an diese Hilflosigkeit und den Zorn darüber,
dass ich mich nicht verständlich machen konnte. Und da sich
niemand die Mühe machte, mich nach meinem Befinden zu fragen,
blieb ich stumm.